Der Begriff „Verwaltungsrebell“ klingt aggressiv – nach Kampf, nach professionellem Dagegensein um jeden Preis, nach dem Streben, um jeden Preis zu gewinnen. Doch das ist nicht, was ich meine.
Dieser Text soll meine Motivation kurz beleuchten.
Im Sommer 2020 habe ich den Wechsel aus der freien Wirtschaft in die Verwaltung gewagt – warum? Die ausgeschriebene Stelle klang spannend, und im Gespräch hatte ich den Eindruck, dass man mich wirklich braucht.
Seitdem habe ich erkannt, dass vieles in der Verwaltung verkopft abläuft. Hierarchien haben oft noch ein großes Gewicht, und technische oder organisatorische Abläufe wirken, als wären sie im letzten Jahrhundert stehen geblieben. Viele haben es sich in der „Hängematte öffentliche Verwaltung“ bequem gemacht, und Veränderungen oder neue Impulse werden schnell als Bedrohung wahrgenommen. In den Führungsetagen sitzen überdurchschnittlich viele Akademiker und Juristen, die oft Konzepte aus dem „Elfenbeinturm“ entwickeln. Man verstrickt sich in Silos, folgt veralteten Ansätzen und vertraut gerne auf externe Berater, deren eigentliche Aufgabe es ist, Folgeaufträge zu generieren. Das soll an „Gift und Galle“ für den Moment reichen…
Ich möchte durch meine Erfahrungen zum Erfolg der Verwaltungsdigitalisierung beitragen. Dabei möchte ich meine Kollegen auf dieser spannenden Reise mitnehmen, sie ermutigen, den Wandel zu verstehen, Ängste abzubauen und Lust zu entwickeln, selbst aktiv mitzugestalten. Natürlich ist das nicht für jeden etwas, aber der Großteil der Mitarbeitenden lässt sich begeistern.
Ich bin nicht bereit, bürokratische Normen und Routinen blind zu akzeptieren. Stattdessen möchte ich gemeinsam mit meinen Kollegen Verwaltungsprozesse durchleuchten und verschlanken. Innovationen finde ich spannend, und ich arbeite gerne in Projekten. Meinen Kollegen begegne ich auf Augenhöhe, hinterfrage aber immer kritisch. Zudem möchte ich mich mit anderen Verwaltungen vernetzen und nach dem Prinzip der Free and Open Source Software Wissen, Erkenntnisse und Ergebnisse teilen. Niemand muss das Rad neu erfinden. Ämterübergreifende Synergieeffekte sollten genutzt oder geschaffen werden. Dafür setzen wir auf Plattformen und kollaborative Tools, und dokumentieren unsere Versuche, Fehler, Erfolge und Erkenntnisse.
„…sitzen überdurchschnittlich viele Akademiker und Juristen“, hatte mit einem faulen Anwalt zu tun, der nach angeleiertem Kontakt mit der Anwaltskammer seine Bude zumachte (da kannte ich „Better call Saul“- Typen noch nicht) und- schwupps- in der öff. Verwaltung veschwand. Die nehmen gerne jeden, der Papiere, aber eher keine Ahnung hat.
Toll, den Artikel hätte ich auch genauso schreiben können. Mit den gleichen optimistischen Gedanken am Anfang. „hatte ich den Eindruck, dass man mich wirklich braucht“ Jaja, mit zuviel Tatendrang macht man sich aber vielerorts schnell unbeliebt.
Bin gespannt auf Deine LoRa Erfolge.