IT ist nicht Digitalisierung

Warum wir aufhören müssen, alles in einen Topf zu werfen.

Immer wieder passiert es mir:
Kaum fällt in einer Verwaltung das Wort Digitalisierung, wird jemand aus der IT gerufen. „Da müssen Sie mal mit den Kollegen aus der EDV sprechen“, heißt es dann gerne. Oder noch besser: „Fragen Sie den Admin – der kennt sich aus.“

Klar, IT und Digitalisierung haben miteinander zu tun. Aber sie sind nicht dasselbe. Wer beides verwechselt, verschenkt Potenzial – und riskiert, dass wichtige Themen liegen bleiben.

Worum geht es eigentlich?

  • Digitalisierung ist nicht das Einrichten eines WLANs
  • Digitalisierung ist nicht das Aufsetzen eines Servers oder das Patchen von Windows
  • Digitalisierung ist nicht das Anschließen eines Druckers oder das Administrieren von Benutzerkonten

Das ist IT-Betrieb. Und das ist wichtig – ohne stabile Infrastruktur keine Digitalisierung. Aber: Digitalisierung beginnt nicht am Router, sondern in den Köpfen.

Es geht um Prozesse. Um Datenstrukturen. Um organisatorische Abläufe. Um die Frage: Wie arbeiten wir als Verwaltung in Zukunft? Und was muss sich dafür ändern?

Digitalisierung ist Transformation.
Nicht Technik.

Der Digitalisierungsbeauftragte ist kein Admin light.

Ein Digitalisierungsbeauftragter ist kein zweiter IT-Leiter. Und er ist auch kein Support-Mitarbeiter, der nebenbei mal schnell bei Excel hilft.

  • Ein Digitalisierungsbeauftragter muss verstehen, wie Verwaltungen ticken
  • Er muss wissen, wie Prozesse aussehen – und wo sie klemmen
  • Er muss erkennen können, wie Daten gespeichert, verarbeitet und genutzt werden sollten, um Verwaltungsleistungen effizient und bürgernah zu erbringen.

Dafür braucht es ein technisches Grundverständnis, klar. Aber nicht auf der Ebene „Wie installiere ich einen Druckertreiber?“ Sondern eher:

  • Wie funktioniert ein Register?
  • Was sind Datenflüsse?
  • Wie orchestriert man verschiedene Systeme so, dass der Prozess läuft – auch systemübergreifend?

Ein Digitalisierungsbeauftragter muss Schnittstellen denken – zwischen Organisation, Technik und den Menschen, die damit arbeiten.

Methodenkompetenz schlägt Toolwissen.

Digitalisierung bedeutet, sich mit Methoden auseinanderzusetzen:

  • Prozessanalyse
  • Projektmanagement
  • Changemanagement
  • Kommunikation

Das ist kein „nice to have“, sondern zwingend notwendig.

Denn Technik einzuführen ist leicht. Die Organisation so zu verändern, dass diese Technik auch sinnvoll eingesetzt wird – das ist die eigentliche Aufgabe.

Wer Digitalisierung auf Technik reduziert, verpasst das Wichtigste:
den Kulturwandel.

Warum die Trennung so wichtig ist.

Solange wir glauben, Digitalisierung sei Sache der IT-Abteilung, passiert Folgendes:

  • Es werden Lösungen eingeführt, ohne die Prozesse vorher zu hinterfragen.
  • Es wird Software gekauft, ohne zu wissen, ob sie in die Organisation passt.
  • Es wird am „Wie“ gearbeitet, bevor das „Warum“ geklärt ist.

Das Ergebnis: Digitalisierung wird als lästige Zusatzaufgabe gesehen. Als etwas, das „die EDV schon regeln wird“. Und genau deshalb scheitern viele Projekte – oder versanden im Verwaltungsalltag.

Digitalisierung braucht Übersetzer.

Wir brauchen Menschen, die beides verstehen:
Die Welt der Bits und Bytes – und die Welt der Akten und Formulare. Aber wir brauchen keine Admins, die nebenbei Prozesse optimieren. Und wir brauchen keine Organisationsentwickler, die keinen Unterschied zwischen Datenbank und Dateisystem kennen.

Wir brauchen Brückenbauer. Menschen, die Komplexität aushalten, die Fragen stellen, die Strukturen hinterfragen. Und die bereit sind, Verwaltung neu zu denken – nicht nur neu zu verkabeln.

Deshalb ist es so wichtig, diese Rollen zu trennen. Und sie gleichzeitig zusammenzubringen, wenn es darauf ankommt. Nur so gelingt Digitalisierung wirklich.

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