Digitalisierung, die Andere Seite


In der vergangenen Woche habe ich in zwei verschiedenen Netzwerken eine kleine Umfrage gestartet, um herauszufinden, wie verbreitet die Nutzung der Onlinefunktion des Personalausweises ist. Die Frage, die ich gestellt habe, lautete:

Ist bei dir die Onlinefunktion deines Personalausweises aktiviert?

Zur Auswahl standen bei Mastodon die Antwortmöglichkeiten:

  • „Ja“
  • „Nein“
  • „die was?“

Bei LinkedIn beschränkten sich die Antworten auf „Ja“ oder „Nein“.

Die Ergebnisse fielen durchaus interessant aus:

  • Mastodon: Von 317 Teilnehmern gaben 52 % an, dass sie die Onlinefunktion aktiviert haben. 40 % antworteten mit „Nein“, und immerhin 8 % hatten keine Ahnung, worum es überhaupt geht („die was?“).

  • LinkedIn: Hier war die Beteiligung deutlich geringer – nur 19 Personen stimmten ab. 47 % sagten „Ja“, während 53 % mit „Nein“ antworteten.

Diese Zahlen werfen einige spannende Fragen auf, vor allem für uns, die sich mit der Digitalisierung der Verwaltung beschäftigen. Was bedeutet das für uns?

Eines ist klar: Wir sollten uns nicht ständig unter Druck setzen lassen und das Narrativ bedienen, dass „alle“ nur darauf warten, dass die Verwaltung endlich digitalisiert wird. Die Realität sieht etwas anders aus: Nur etwa die Hälfte der Menschen, die überhaupt die technischen Möglichkeiten hätten, weiß auch, wie sie diese nutzen kann. Mit anderen Worten: Wir müssen nicht nur das Onlinezugangsgesetz (OZG) umsetzen, sondern auch verstärkt daran arbeiten, den Bürgern die Funktionen und Möglichkeiten näherzubringen.

Ein persönlicher Blick in meinen Freundes- und Bekanntenkreis bestätigt diesen Eindruck. Viele, die in den sozialen Netzwerken zu Hause sind, bei jedem Onlinehändler ihre Daten ohne Zögern hinterlassen und mit Google nahezu jede Frage des Alltags klären, sind erstaunlich skeptisch, wenn es um staatliche Institutionen und die Nutzung ihrer Daten geht. Plötzlich sind Bedenken da, dass „die Behörden“ womöglich alle Informationen bekommen könnten und „jeder“ dann den Personalausweis auslesen könnte – sozusagen „böses Zeug“.

Und jetzt? Was ziehen wir daraus für Schlüsse?

Ehrlich gesagt, bin ich mir auch noch nicht ganz sicher. Aber ein paar Erkenntnisse habe ich aus dieser Umfrage mitgenommen:

  1. Repräsentativität? Fehlanzeige. Die geringe Anzahl an Teilnehmern, vor allem auf LinkedIn, macht die Umfrage natürlich nicht repräsentativ. Dennoch geben die Ergebnisse wertvolle Hinweise.

  2. LinkedIn als Austauschplattform? Naja… Die Beteiligung war nicht nur gering, die wenigen Antworten deuten auch auf eine gewisse Ignoranz hin. Fachlicher Austausch ist hier offenbar schwer zu entfachen, was möglicherweise auch an der begrenzten Reichweite meiner Umfrage liegt.

  3. Mastodon? Lebendig und diskussionsfreudig. Im Gegensatz dazu war Mastodon wesentlich agiler. Hier kam eine wirklich lebendige Diskussion zustande, die mir viele unterschiedliche Perspektiven und Bedürfnisse gezeigt hat. Die Plattform scheint also eine bessere Umgebung für solche Fragestellungen zu bieten.

  4. Aufklärungsarbeit ist dringend nötig. Für uns als Digitalisierer wird immer klarer: Es reicht nicht, die technischen Lösungen bereitzustellen. Wir müssen viel stärker in die Öffentlichkeit gehen, die Vorteile der Digitalisierung vermitteln und den Bürger auf diesem Weg mitnehmen. Denn nur wenn die Menschen die Möglichkeiten verstehen und Vertrauen aufbauen, können sie die digitalen Angebote auch sinnvoll nutzen.

Angesichts dieser Erkenntnisse überlege ich ernsthaft, regelmäßig Infotermine für Bürger anzubieten. Dabei könnte man informieren, die Funktionen des Online-Personalausweises zeigen und auch Raum für Diskussionen bieten. So ein kleines „Zukunftslabor“ vor Ort könnte dabei helfen, Hemmschwellen abzubauen und den Dialog zu fördern.

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